Golfclub Kassel

Ganzjährige Sommergrüns als Trumpf

Den kurzen Putt lochen: Matthias Stenchly (links) und Dr. Stefan Heine.
Führungsqualitäten gefragt Dr. Stefan Heine: „Zu den größten Herausforderungen zählte es, die Mitglieder von der Notwendigkeit zu überzeugen, alle 18 Grünkomplexe zu erneuern. Das betraf den finanziellen Aufwand sowie die Angst vieler, der Platz könnte seinen Charakter verlieren.“

Herr Dr. Heine, wie fühlt es sich an, nach 15 Jahren im Vorstand den Stab und damit die Verantwortung weiterzureichen?

Es fühlt sich komplett richtig und gut an. Ich habe wirklich viel Zeit und Energie in die Aufgaben gesteckt – und irgendwann reicht es dann auch.

Es ist keineswegs so, dass ich nicht noch Ideen und Zukunftsvisionen für den Club hätte. Aber, ehrlich gesagt, fehlt mir der nötige Elan, um diese Dinge voranzutreiben.

Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Sie sich in den neun Jahren als Präsident zu beschäftigen hatten?

Die größten Herausforderungen waren zum einen, die Mitglieder von der Notwendigkeit zu überzeugen, alle 18 Grünkomplexe zu erneuern. Das betraf den finanziellen Aufwand sowie die Angst vieler, der Platz könnte seinen Charakter verlieren. Es ging auch um die Spieleinschränkungen durch die Baumaßnahmen und die Ungewissheit, inwieweit der Plan aufgehen würde, die Grüns ganzjährig benutzen zu können.

Die zweite große Herausforderung galt dem Plan, den Platz ökologisch weiter aufzuwerten. Der Anfang hatten wir ja schon mit der Auszeichnung „Golf und Natur“ in Gold gemacht, den wir in all den Jahren weiterverfolgten. Von den zusätzlich ergriffenen Maßnahmen ist aus meiner Sicht die am besten gelungene und deutlich sichtbare die Freilegung der Drusel auf Bahn 18. Das hat dazu geführt, dass unsere Anlage deutschlandweit zu den Vorzeigeplätzen in Bezug auf Naturnähe und Naturschutz gehört!

Welche Themen erwiesen sich als schwieriger beziehungsweise komplizierter als zunächst gedacht?

Glücklicherweise kann ich rückblickend sagen, dass in all den Jahren nichts richtig schiefgelaufen ist. Natürlich gab es immer wieder einzelne Dinge, die nicht ganz nach dem vorgezeichneten Plan funktioniert haben, aber das hat sich niemals als unlösbar herausgestellt. Eine Enttäuschung ist sicherlich, dass wir in dem Punkt Wasserversorgung des Platzes nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen sind. 

Auf welche Momente beziehungsweise Entscheidungen oder Entwicklungen in den drei Abschnitten Ihrer Präsidentschaft blicken Sie besonders gern zurück?

Ich möchte die vergangenen Jahre nicht in die drei Amtsperioden meiner Präsidentschaft einteilen, sondern die Zeit als Gesamtheit sehen. Natürlich war es immer schön, mit großer Mehrheit gewählt zu werden. Aber es gab ja in dieser Zeit auch keine Gegenkandidaten. Über den Grund dafür kann ich nur spekulieren. Offenbar war man mit der Arbeit des Vorstands zufrieden und hat ihn deshalb wiedergewählt – bzw. es gab keinen Anlass für eine andere Gruppe, sich zur Wahl zu stellen.

In besonders guter Erinnerung ist mir jedes Mal der Abschluss einer Bauphase geblieben. Es war immer toll, die fertig gestellten Grüns zum ersten Mal zu bespielen und das Ergebnis dadurch erst richtig einschätzen zu können. Ein besonderes Ereignis war die Übergabe der Fördergelder für die Grünerneuerung in Höhe von 230.000 Euro, die wir von der Stadt Kassel, vertreten durch Oberbürgermeister Christian Geselle, und dem Land Hessen, vertreten durch Innenminister Peter Beuth, zur Verfügung gestellt bekamen.

Am meisten freut mich wirklich, dass es geklappt hat, dass wir im Golfclub Kassel-Wilhelmshöhe in unserer Höhenlage ganzjährig auf Sommergrüns spielen können. Wir haben das erste Grün, auf Bahn 12, im Jahr 2012 gebaut und 2024 das Projekt zum Abschluss gebracht. Ich weiß noch, wie ich anfing, über die Zukunftsidee zu sprechen und von den meisten dafür ziemlich belächelt bzw. massiv kritisiert wurde. Umso mehr freut es mich, und darauf bin ich wirklich stolz, dass es gelungen ist, diese Idee umzusetzen – und der Erfolg gibt mir recht.

Inwieweit spielten dabei externe Faktoren eine Rolle?

Bei allen Dingen, die ich zuvor erwähnt habe, spielten externe Faktoren eine Rolle. Insbesondere die Zusammenarbeit mit unserem Verpächter, dem Hessen-Forst, die sich in all den Jahren immer produktiv und auf Augenhöhe gezeigt hat, war ein wesentlicher Faktor für das Gelingen der beschriebenen Maßnahmen.

Gleiches gilt für unser freundschaftliches Verhältnis zum Institut Lauterbad, unserem direkten Nachbarn. Es ist dort sehr einfach, im persönlichen Gespräch Lösungen für auftretende Probleme zu finden. Das hat bis jetzt immer hervorragend funktioniert. 

Welches sind aus Ihrer Sicht zentrale Themen und Aufgaben, die von Ihrem Nachfolger Thomas Franke und dessen Team zu lösen sein werden?

Wie jeder Vorstand zuvor, werden auch Thomas Franke und sein Team genug zu tun haben. Wir haben mit der Jahreszielplanung ein ganz hervorragendes Instrument, dass dem Vorstand hilft, seine Jahresziele den Wünschen der Mitglieder anzupassen.

Ich denke, eine erste Saison dient vor allem dazu, Routine in der Vorstandsarbeit zu entwickeln – und noch nicht die ganz dicken Bretter zu bohren. Klar, das Thema Wasserversorgung des Platzes steht an allererster Stelle. Aber bestimmt findet der neue Vorstand auch andere Punkte, bei denen er Prioritäten setzen möchte.

Wenn Sie dem Club drei Wünsche auf dem Weg in die Zukunft mitgeben können, wie lauten diese?

Der erste Wunsch ist, dass der eingeschlagene Weg der naturnahen Ausrichtung die Akzeptanz der Nicht-Golfspieler in Bezug auf unsere Sportart weiter erhöht. Der zweite Wunsch ist, dass wir uns immer auf unsere sportliche Herkunft besinnen und unsere Mannschaften weiterhin unterstützen. Als dritten Wunsch könnte ich einfach sagen: weiter so!

Das trifft es aber nicht.

Denn auch wir brauchen eine Weiterentwicklung. Und ich hoffe, dass der gesamte Club dafür einen guten Weg findet. 

Was werden Sie künftig mit der vielen Freizeit tun, die Ihnen nach insgesamt 15 Jahren im Wilhelmshöher Vorstand nun zur Verfügung stehen wird?

Ob ich nach Aufgabe dieses Ehrenamtes so viel mehr Zeit habe, wird sich zeigen. Ich hoffe es, doch ich bin ein skeptisch. Wenn ich anderen Ruheständlern zuhöre, dann haben die ja nie Zeit… Definitiv werde ich versuchen, mehr Golf zu spielen – und hoffe wieder einstellig zu werden. Vor allem aber wünsche ich dem neuen Vorstand alles Gute für die Zukunft!

Autor: Rainer Lomen
Fotonachweis: Privat
Neuer Vorstand in Fulda Rhön
BACK TO TOP