Bildung & Wissenschaft

Bedarfslücke bei MINT-Fachkräften in Hessen

Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.

"Während unsere Industrie dringend MINT-Fachkräfte sucht, sinkt die Zahl der Bewerbungen dramatisch. Für die Entwicklung und Bereitstellung von Innovationen beim Klimaschutz und bei der Digitalisierung unserer Gesellschaft hat die hessische Metall-, Elektro- und IT-Industrie eine Schlüsselrolle inne. Sie ist daher auf vergleichsweise viele qualifizierte Fachkräfte angewiesen", so Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer von HESSENMETALL. Es sei höchste Zeit für konkrete Maßnahmen, um drohenden Engpässen entgegenzuwirken. Insbesondere müsse die Stärkung der MINT-Kompetenzen bereits in der frühkindlichen Bildung angegangen werden. Aber auch die Steigerung des Frauenanteils sei ein wichtiger Ansatzpunkt. Die hessische Wirtschaft unternehme bereits viel und engagiere sich vielfältig, allem voran brauche es aber ein gut funktionierendes staatliches Bildungssystem.

Hoher Nachholbedarf in Mathematik und Naturwissenschaften

Bildungsstudien zeigen akuten Nachholbedarf vor allem für die Bereiche Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch bei informations- und computerbezogen Fähigkeiten von jungen Menschen. „Wir begrüßen die von der Landesregierung angestrebte landesweite Ausrollung des Schulfaches ‚Digitale Welt‘ daher sehr, wünschen uns gleichzeitig jedoch mehr Geschwindigkeit und auch konkrete Anschlussangebote bzw. eine Ausweitung des Unterrichts im Fach Informatik. Informatik fristet in Hessen aktuell noch ein absolutes Schattendasein, ist für die Zukunftsbedarfe unserer Wirtschaft aber von zentraler Wichtigkeit“, so der Hauptgeschäftsführer von HESSENMETALL.

Als richtiges Signal bezeichnet Pollert das „Startchancen-Programm“ ab dem Schuljahr 2024/2025, auf das sich Bund und Länder verständigt haben. „Förderprogramme entlang der gesamten Bildungskette und das konsequente Voranbringen der Digitalisierung im Bildungswesen sind essenziell, damit Schulen ihrem Auftrag beim Übergang in den Beruf zu unterstützen, gut gerecht werden können.“ 

Frauenanteil in MINT-Berufen stärken

Weiteren Handlungsbedarf sieht Pollert auch hinsichtlich des Frauenanteils in MINT-Berufen: „Wir brauchen eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung. Ein unverzerrtes Feedback durch die Schulen für die Berufs- und Studienwahl ist dabei von besonderer Bedeutung.“ HESSENMETALL ist der Arbeitgeberverband der größten Industrie in Hessen und vertritt die Interessen von über 700 Mitgliedsunternehmen aus der Metall-, Elektro- und IT-Industrie mit rund 130.000 Beschäftigten. Der Jurist Dirk Pollert ist seit Januar 2017 Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU) — Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e. V. (HESSENMETALL). Er ist zudem Schatzmeister des ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Themen dieses Interviews sind die aktuelle Klimadebatte, Risiken für die auch in Hessen bedeutende Fahrzeugindustrie, digitale Zukunftsherausforderungen für unsere Wirtschaft, die Demografie- und Fachkräfte-Lücke sowie To-dos für die Politik.

Autor: Redaktion
Fotonachweis: VhU
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