Spätestens seit den tragischen Folgen eines Blitzeinschlags auf der Waldecker Anlage in 2012 gehen die Clubs sensibel mit Warnungen vor Gewittern um – insbesondere mit Blick auf die auf dem Platz spielenden Aktiven. Die Marburger setzen fortan weniger auf Gewitterwarnungen durch Mitarbeiter, sie haben ein Warnsystem der Firma Siemens installieren lassen.
In Deutschland werden pro Jahr etwa zwei Millionen Blitze registriert. Ein hohes Risiko von Einschlägen besteht auf Golfplätzen. Bäume, Golfschläger und -wagen wirken wie Blitzableiter. Hinzu kommt, dass Spieler häufig die Geschwindigkeit heranziehender Gewitter falsch beurteilen oder unrichtig einschätzen, inwieweit diese vor der Fortsetzung des Spiels weit genug abgezogen sind.
Wenn jeder fünfte Blitzschlag-Tote ein Golfer war...
Laut einer Studie in den USA war jeder fünfte Tote nach einem Blitzeinschlag ein Golfer. Nach deutschem Recht sind die Anlagenbetreiber verpflichtet, Gefahren abzuwehren, die für Spieler sowie Mitarbeiter vorhersehbar sind. Da Blitzeinschläge als bekanntes und vorhersehbares Risiko auf Golfplätzen gelten, müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass Personen auf dem Platz vor der Gefahr rechtzeitig gewarnt und geschützt werden. Kommt ein Betreiber der Pflicht nicht nach, kann das sowohl zu zivilrechtlichen Schadensersatzforderungen als auch zu strafrechtlichen Konsequenzen führen.
Fehleinschätzungen in Zukunft vermeiden
Der Marburger Vorstand entschloss sich vor dem Hintergrund, „zur Erhöhung der Sicherheit der Spieler und Mitarbeiter und zur Eingrenzung des Haftungsrisikos“, so Vizepräsident Karl-Heinz Becker, ein Gewitter-Warnsystem installieren zu lassen. Die COPTR-Anlage empfängt Live-Koordinationsdaten tatsächlicher Blitzeinschläge in der Umgebung mit höchster Genauigkeit und gibt diese Informationen umgehend als Warnung, Alarm bzw. Entwarnung standortabhängig an den Club weiter.
Die Daten basieren auf dem modernen Siemens-Beobachtungssystem für Gewitterblitze. Warnungen und Entwarnungen laufen vollautomatisch.
„Insofern handelt es sich um eine objektivierte Warnung, die womöglich falsche und personengefährdende, subjektive Einschätzungen sowie die Diskussion um Unterbrechung und Fortsetzung des Spiels ausschließen kann“, macht Becker deutlich.
Für den Live-Status des Gewitterwarnsystems
Im Bereich der Europa-Hütte, zwischen den Bahnen 12 und 13, wurden an einem Mast zwei elektronische Hochleistungs-Hörner zur Wiedergabe der Signale von Alarm und Entwarnung eingerichtet. Mit der Folge, dass Mitglieder und Mitarbeiter nun den Live-Status des Gewitter-Warnsystems auf ihrem Smartphone verfolgen können.
In der Praxis sieht das Verfahren so aus, dass bei Gewittergefahr im Umkreis von 15 Kilometern ein Sirenensignal ertönt, das auf der gesamten Anlage zu hören ist. Ab dem Zeitpunkt beginnt eine Uhr, 20 Minuten rückwärts laufen zu lassen. In der Zeit darf nicht gespielt werden. Gibt es keine weiteren Blitze, löst ein weiteres akustisches Signal das Ende der Warnung aus – und das Spiel kann fortgesetzt werden. Treten während der 20-minütigen Unterbrechung weitere Blitze auf, beginnt der Rhythmus erneut.
„Die Zeit- und Entfernungskomponenten können jeweils eingestellt werden“, erläutert der Vizepräsident.