OmniE soll die Potenziale ermitteln

Elektrobusse: Die Göttinger Verkehrsbetriebe setzen große Hoffnungen auf das neue Analysetool

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Innovative Technik Blick auf einen modernen Elektro-Hybridbus der Göttinger Verkehrsbetriebe. Bis 2030 soll der Betrieb in der Universitätsstadt elektrifiziert werden. Foto: Göttinger Verkehrsbetriebe

Wann und wo ist die Umstellung von Diesel- auf E-Busse für ÖPNV-Unternehmen sinnvoll? Das herstellerunabhängige Analysetool OmniE soll künftig Auskunft geben und Busflottenbetreibern in Europa Substitutionsszenarien aufzeigen. Im Rahmen des nun gestarteten Forschungsprojekts „OmniE – IKT-Tool zur System- und Flottenanalyse für Elektro-Omnibusse“ wird es entwickelt.

Als die EU 2019 ihre Clean-Vehicles-Richtlinie verabschiedete, erhöhte sie den Druck auf ÖPNV-Unternehmen, ihre Fuhrparke zumindest teilweise auf Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien umzustellen. Den Schritt soll OmniE erleichtern, indem es Busflottenbetreibern wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Optionen aufzeigt und der Prozess der Elektrifizierung von Busflotten damit an Fahrt aufnimmt.

Alle Variablen berücksichtigen

Der Clou von OmniE gegenüber bereits existierenden Ansätzen liegt in der Komplexität der Analyse. Nach Einschätzung von Dr. Matthias Puchta, Gruppenleiter Energiespeicher am Kasseler Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), binden vorhandene Tools wichtige Faktoren wie Batteriealterung und Netzanalyse nicht adäquat ein. „Mit dem OmniE Analysetool werden alle für ein ÖPNV-Unternehmen relevanten Variablen berücksichtigt“, erklärt der Energieexperte.

OmniE analysiert verschiedene Substitutionsszenarien und stellt diese nachvollziehbar dar. ÖPNV-Betreiber erhalten aussagekräftige Daten zu Kostenstrukturen, CO₂-Einsparungen und individuellen Ladekonzepten – einschließlich den Informationen zur möglichen Konfiguration, dem Standort und der Energieversorgung der Ladeinfrastruktur. Auf dieser Basis lässt sich leichter entscheiden, in welchem Umfang der jeweilige Betrieb umgestellt werden kann.

„So können wir einerseits das Fehlinvestitionsrisiko verringern und andererseits die Akzeptanz für diese neue Technologie steigern“, erklärt Benedikt Mundl, Projektleiter der Monalysis GmbH. ÖPNV-Betreiber erhielten deutlich mehr Sicherheit bei der Umstellung ihrer Busflotten.

Prof. Andreas Rupp von der Hochschule Kempten sieht in dem Projekt eine Chance, die entwickelten innovativen Konzepte für die energetische Betrachtung und Simulation der Busse einzubringen. Dabei werden mit Datenloggern diverse Messwerte, wie das Bewegungsprofil sowie die aktuelle Anzahl der beförderten Personen, in Linienbussen erfasst. Die Daten sollen sowohl mit Höheninformationen als auch Umgebungsparametern angereichert werden, um das entwickelte Energiemodell zu verbessern.

ÖPNV bis 2030 umstellen

An dem Projekt, das das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für drei Jahre mit 1,5 Millionen Euro fördert, sind die Projektpartner Monalysis, EnergieNetz Mitte, das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, die Göttinger Verkehrsbetriebe, die Hochschule Kempten sowie das Regionalmanagement Nordhessen beteiligt. Die Göttinger Verkehrsbetriebe werden das Analysetool erstmals für ihre Busflotte anwenden und erhoffen sich Erkenntnisse bei der Umstellung auf Elektroantriebe.

„In Göttingen lautet das Ziel, den ÖPNV bis 2030 auf Elektrobusse umzustellen und so einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, so Thomas Zimmermann, Betriebsleiter der Göttinger Verkehrsbetriebe. Das bedeute eine Herausforderung mit enormem Kostenaufwand. „Ohne das Analysetool, das im Projekt OmniE realisiert werden soll und uns wichtige Faktoren für eine Umstellung aufzeigt, wäre das nicht möglich“, betont Zimmermann. • Manuel Krieg

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