Jeder Schritt gut überlegt

Dr. Frank M. Raible vom Endo-Prothetik-Zentrum Bad Arolsen über medizinische Hilfe bei Knie- und Hüftbeschwerden

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Rund 100 Gelenke, 200 Knochen und 650 Muskeln sorgen dafür, dass der Mensch beweglich ist. Erkrankt das Skelettsystem, zieht das meist starke Einschränkungen nach sich. Bei den Gelenken sind Hüft- und Kniegelenk besonders häufig von Gelenkverschleiß betroffen. Das merken insbesondere Golfspieler, wenn sie mehrere Stunden auf dem Platz unterwegs sind. Die Verschließerscheinungen äußern sich in starken Schmerzen beim Laufen, die erst bei Ruhe wieder nachlassen. Doch mit Schonung allein tut man sich nichts Gutes, im Gegenteil.

Wir sprachen dazu mit Dr. Frank M. Raible (46), Chefarzt Chirurgie im Krankenhaus Bad Arolsen, das seit Ende 2017 als Endo-Prothetik-Zentrum durchgängig nach den strengen Richtlinien der bundesweiten Initiative EndoCert zertifiziert ist.

Herr Dr. Raible, wenn aktive Sportler unter Knieschmerzen leiden, erleben Sie das oft als enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität. Was verursacht die Schmerzen?
Dr. Raible: „Der häufigste Grund für eine Kniegelenkerkrankung ist der krankhafte Verschleiß des Gelenkknorpels, Gonarthrose genannt. Je nachdem, welcher Teil des Knies betroffen ist, kann eher die Innen- oder Außenseite des Knies schmerzen. Gerade beim Aufschwung kann es hier zu starken Schmerzen kommen, die Flugbahn des Balls kann negativ beeinflusst werden.

Seltener ist die sogenannte retropatellare oder patellofemorale Arthrose Ursache für die Schmerzen. Es liegt eine Arthrose des Patellofemoralgelenks, das Oberschenkelknochen und Kniescheibe verbindet, vor. Besonders nach Unfällen oder Stürzen entwickelt sich über Jahre hinweg schleichend ein Knorpelschaden hinter der Kniescheibe, er kann aber auch durch Fehlbildungen verursacht sein. Schmerzen treten v.a. auf, wenn man leicht in die Knie geht, zum Beispiel dann, wenn Sie Ihren Ball auf dem Grün ansprechen.“

Welche Behandlungsoptionen bestehen für Patienten mit Kniebeschwerden?
Dr. Raible: „Wichtig ist zunächst, die verbreitete Vorstellung, die Kniegelenke müssten bei einer Arthrose geschont werden, trifft nicht zu – im Gegenteil: Gut ausgebildete Muskeln stabilisieren und schützen die Gelenke. Bewegung sorgt dafür, dass der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt wird. Wir beraten unsere Patienten daher individuell und schöpfen zunächst alle konservativen Möglichkeiten aus, um Ihnen schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen. Ist die konservative Therapie ausgeschöpft, so kann auch eine Arthroskopie (Schlüsselloch-Chirurgie) des Kniegelenkes u.U. schon zu einer Beschwerdelinderung beitragen.“

Bei der Retropatellararthrose steht die gelenkerhaltende Behandlung im Vordergrund. Weichteileingriffe an den Sehnen, die die Kniescheibe führen, können die Position der Patella und die Kraftübertragung auf das femoropatellare Gelenk verbessern. Wenn ein gelenkerhaltendes Vorgehen nicht mehr möglich ist, weil der Knorpel komplett abgenutzt ist, kann eine Knieteilprothese das patellofemorale Gelenk ersetzen.

Dr. Frank M. Raible vom EndoProthetikZentrum Bad Arolsen.

Welche Erfolgsfaktoren sind allgemein beim Gelenkersatz wichtig?
Dr. Raible: „Vor allem sorgfältige Indikationsstellung, hochwertiges Material und ein erfahrenes Behandlungsteam, wie wir es hier im Bad Arolser Endo-Prothetik-Zentrum haben.“ Da Sie gerade von Erfahrung sprechen, Hr. Dr. Raible. Haben Sie jemals gezählt, wie viele Hüft- und Knieprothesen Sie im Laufe Ihres Lebens schon eingesetzt haben?
Dr. Raible: „Nein, aber auf alle Fälle eine vierstellige Zahl. Das gesamte Team des EndoProthetikZentrums im Krankenhaus Bad Arolsen ist auf die Implantation von künstlichen Gelenken spezialisiert und hat lange Erfahrung mit Gelenkprothesen. Das gilt für Hüft-, Knie-, Schulter- und Sprunggelenksprothesen.“

Apropos Hüftgelenk. Gibt es auch hier typische Warnsignale, auf die insbesondere Golfer achten sollten?
Dr. Raible: „Wenn wir gehen, uns drehen oder beugen, ist ein Gelenk maßgeblich im Spiel – Unser Hüftgelenk. Seine optimale Form als Kugelgelenk garantiert uns große Bewegungsfreiheit. Gleich einem Stoßdämpfer sollen so die gewaltigen Kräfte abgefangen werden, die im Laufe eines Lebens auf das Gelenk einwirken – ist dies nicht mehr der Fall, schmerzt jede Bewegung, der Spielspaß geht verloren. Der Golfer überlegt sich, ob er die Runde auf 9 Loch reduziert, ein Cart nutzt oder gar auf das Spiel verzichtet, wobei es soweit nicht kommen sollte.“

Wann ist der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes zu empfehlen?
Dr. Raible: „Auch hier gilt: Erst wenn die konservativen Behandlungsmöglichkeiten wie physikalische Therapie oder Medikamente ausgeschöpft sind. In unserer Sprechstunde loten wir zunächst natürlich diese konservativen Möglichkeiten aus. Nehmen die Schmerzen und die Behinderung im Gelenk aber weiter zu, sind ständig Schmerzmedikamente notwendig oder ist die Nachtruhe gestört, wird der Arzt den Einsatz eines künstlichen Gelenkes empfehlen. Meines Erachtens ist der Ersatz geschädigter Gelenke ist einer der größten orthopädischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts, so Chefarzt Dr. Raible. Nach einer Operation, der intensiven Physiotherapie und möglicher AHB können Sie das Spiel bereits nach etwa 12 Wochen wieder beginnen.“

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