Entscheidend ist die richtige Beratung

Kasseler Sparkassenchef Ingo Buchholz über niedrige Zinsen, Inflation und alternative Geldanlagen

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Gegen das Klischee Vorstandschef Ingo Buchholz: „Wertpapieranlagen sind etwas für jeden Geldbeutel. Fondssparer können mit regelmäßigen Sparverträgen schon ab 25 Euro in Wertpapiere und damit in Sachwerte wie etwa Unternehmen investieren.“ Fotos: Mario Zgoll

Die Kasseler Sparkasse setzt flächendeckend auf individuelle Vermögensberatung. Als bundesweit erstes Haus ihres Verbundes lässt sie alle Anlageberater sechs Monate lang zu Investmentberatern schulen und investiert in den kommenden Jahren rund 30 Millionen Euro in den Umbau ihrer Beratungscenter. Im Gespräch erklärt der Vorstandsvorsitzende Ingo Buchholz, wie sein Institut in die Zukunft investiert.

Herr Buchholz, bei der Geldanlage geht den meisten Deutschen Sicherheit über alles. Aktuell parken die Bundesbürger rund 2,5 Billionen Euro in unverzinster Form. Das entspricht mehr als 40 Prozent des gesamten deutschen Privatvermögens. Welche Alternativen sehen Sie?

Wer in dieser andauernden Nullzinsphase wenigstens den Wert seines Geldes erhalten will, kann das vor allem über eine Wertpapieranlage sicherstellen. Dadurch können die Sparer eine Rendite erzielen, die wenigstens die Inflationsrate auffängt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wieder Zinsen spürbar auf dem Sparkonto ankommen.

Warum tun sich deutsche Sparer so schwer, in Wertpapiere zu investieren?

Angeblich gibt es in Deutschland mehr Vegetarier als Wertpapierbesitzer. Das hohe Sicherheitsbedürfnis bei der Geldanlage und Unsicherheiten bei dem vielfältigen Angebot spielen dabei eine große Rolle.

Doch die Scheu vor Wertpapieren lässt sich mit guter und individueller Beratung leicht lösen. Sparer müssen zu Anlegern werden, wenn der reale Wert ihres Vermögens nicht weiter sinken soll.

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht bei guter Vermögensberatung an?

Jede Beratung basiert auf einer einfachen Grundlage: Sie muss zum Anleger passen. Dabei erörtern wir erst einmal die Ziele: Was will der Kunde? Spart er für ein Auto, braucht er das Geld für die letzte Rate seiner Immobilienfinanzierung? Oder geht es um seine Altersvorsorge? Außerdem ist entscheidend, welches Risiko der Anleger eingehen will. Im Prinzip können wir unser Vorgehen mit einem Arztbesuch vergleichen: Zuerst analysieren wir die Situation. Dann helfen wir, die Ziele zu erreichen.

Es gibt das Klischee, Wertpapiere seien nur etwas für Reiche. Ab welchem Betrag lohnt es sich, wirklich zu investieren?

Wertpapieranlagen sind etwas für jeden Geldbeutel. Fondssparer können mit regelmäßigen Sparverträgen schon ab 25 Euro in Wertpapiere und damit in Sachwerte wie etwa Unternehmen investieren und dadurch von der Leistungskraft der Wirtschaft profitieren. Ideal für kleine Beträge sind auch Riester-Sparpläne, bei denen es unter bestimmten Voraussetzungen staatliche Förderungen gibt.

Wir beschäftigen uns mit vielen  Themen rund um Nordhessen, sind aber in erster Linie ein Golfmagazin. Inwieweit sehen Sie Parallelen zwischen dem Investieren und dem Golfsport?

Die gibt es in der Tat. Beim Golfen heißt es, den Ball so zu spielen, wie er liegt. Das lässt sich auf die Geldanlage übertragen. Bei der Geldanlage haben Sie viele Produkte und Asset-Klassen, und Sie müssen eine Entscheidung treffen. Doch vor allem geht es bei beidem um Zuversicht und Strategie!

 

Finanzkompetenz in und um Kassel
Ingo Buchholz (54), Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse, trat 2006 dem Leitungsgremium der Kasseler Sparkasse bei. 2011 übernahm er dessen Vorsitz. Mit einer Bilanzsumme von 5,6 Milliarden Euro und nahezu 1.000 Mitarbeitern handelt es sich um das größte regionale Kreditinstitut in der Stadt und im Landkreis Kassel.
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