
Seit über 45 Jahren engagiert sich Architekt Joachim Vogelsberg als Selbstständiger am Markt. Die Auftragslage ist gut. „Trotzdem müssen wir Aufträge ablehnen, weil uns Kapazitäten fehlen“, berichtet der Routinier vom Guxhagener Proplan-Team. Das schmerzt – und verlangt nach Abhilfe.
Eine Lösung rückt in Reichweite. Im vergangenen Jahr entstand die Idee, perspektivisch mit einem anderen Büro zusammenzugehen. Mittlerweile hat sich der gewünschte Partner finden lassen. Es handelt sich um die 20 Mitarbeiter*innen starke ANP, die nun mit der zehnköpfigen Proplan-Mannschaft kooperiert.
Beide Seiten passen zusammen. Vogelsbergs Architekten decken den gesamten Hochbau-Bereich im privaten Investorensektor ab, während sich die in der Kasseler Schachtenstraße beheimateten ANP-Profis zu rund 70 Prozent mit öffentlichen Auftraggebern beschäftigen, vor allem mit Kommunen – neben Bebauungsplänen stehen städtebauliche Konzepte im Fokus. „Wir ergänzen uns prima“, darin zeigen sich Harald Pimper und Ulrich Walberg einig, die zusammen mit Martin Schmittdiehl das Inhaber-Trio bei ANP bilden. Gemeinsam mit den Proplan-Gesellschaftern Maximilian und Philipp Vogelsberg sowie Alexander Felde spannen sie nun das Dach, unter dem beide Seiten ihre Aufträge nunmehr als Duo ANP-Proplan abarbeiten.
Angestrebt wird, in den nächsten Jahren komplett zu fusionieren und als eine Firma aufzutreten. Das könnte sich auf die aktuell zwei Standorte in Kassel und Guxhagen auswirken. Ziel ist es, auf Dauer eine gemeinsame Location zu nutzen. „Das wird klappen. Schon jetzt zeigt sich, dass wir zusammenpassen“, ist Felde zuversichtlich.
In Fritzlar, Grifte und Bad Zwesten
Zu den kürzlich fertiggestellten und eingeweihten Projekten, an denen Proplan beteiligt war bzw. ist, zählen 27 Wohnungen, die für das AWO-Pflegeheim Am Sängelsrain im Kasseler Stadtteil Harleshausen entstanden. Aktuell wird ein Wohn- und Geschäftshaus für die KVK in Fuldabrück-Dörnhagen betreut. Generalmieter der 20 Einheiten wird die AWO sein. Über die erwähnten Wohnungen hinaus soll eine Praxis mit drei praktischen Ärzten einziehen, ergänzt durch einen Physiotherapie-Bereich sowie eine Pflegestation.
Am gleichen Ort geht es im Auftrag der VR-Bank um 16 Wohnungen. 17 Einheiten sind für Grifte vorgesehen. Im Mittelpunkt steht ein Hof in Edermünde, der komplett saniert werden soll. „Darüber hinaus kümmern wir uns aktuell um zwei TÜV-Stationen in Südhessen“, erläutert Alexander Felde.
Für ein weiteres großes Projekt fällt der Startschuss in Kürze. Geplant sind sechs (untereinander verbundene) Gebäude mit insgesamt 72 Wohnungen samt Tiefgarage in Fritzlar. „Wir beschäftigen uns mit der Ausführungsplanung und der Bauleitung“, so Joachim Vogelsberg. Der Bau des Vorhabens, das für einen privaten Investor hochgezogen werden soll, wird im Winter beginnen.
Auf dem ANP-Auftragszettel rangieren ein Bebauungsplan in Bad Zwesten sowie ein Kindergarten in Bebra weit oben. Für die KVK und AWO sind bis zu 40 altersgerechte Einheiten zu planen, die im sogenannten Service-Wohnen genutzt werden sollen. „Es geht nicht um betreutes Wohnen“, stellt Vogelsberg klar. Denn in dem Kontext gilt ein anderes Genehmigungs-Procedere, das mit zusätzlichen Auflagen verbunden ist.
Starke Bremsspuren am Markt
Nach Feldes Beobachtung wiegt schwer, dass in letzter Zeit vielfach Fördermittel weggefallen sind. Das erleichtert es Bauherren nicht gerade, seriös zu kalkulieren. Denn Mieten lassen sich nur begrenzt erhöhen, so dass die Rendite geringer ausfällt.
Diese Entwicklung gilt gerade für die Altbau-Sanierung im Denkmalschutz-Bereich, wo starke Bremsspuren den Markt prägen. „Manche Projekte werden quasi gestückelt, also zunächst nur zu einem Teil realisiert. Dann sieht man weiter“, beschreibt Vogelsberg die Folgen. • ralo