Der Präsident der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Dr. Marc Hudy, und Ottobock-CEO Oliver Jakobi haben kürzlich am Gesundheitscampus Göttingen einen Kooperationsvertrag für den Studiengang Orthobionik unterzeichnet. Am Rande der Veranstaltung konnten wir mit Jakobi sprechen.
Herr Jakobi, mit dem neuen Studiengang Orthobionik gibt es in Göttingen etwas weltweit Einmaliges. Der Marktführer in der Orthopädietechnik Ottobock bringt seine Branchenexpertise in den Studiengang ein und leistet als Wirtschafts- und Praxispartner Unterstützung zur Lehre an der HAWK. Das Unternehmen Ottobock wird zudem eine Stiftungsprofessur für den Studiengang Orthobionik bereitstellen. Wie wichtig sind solche Kooperationen zwischen Wirtschaft und der Bildung generell?
Oliver Jakobi: Hochmoderne Technik und praktische Medizin müssen im Idealfall auf Augenhöhe sein und Hand in Hand arbeiten. Gerade das ist in der Praxis oft leichter gesagt als getan. In der Vergangenheit gab es in der Orthopädietechnik eine gewisse Lücke zwischen der rasant fortschreitenden Entwicklung in der Medizintechnik und deren Anwendung im praktischen Alltag. Um den Unterschied auszugleichen, unterstützen wir den Studiengang Orthobionik, worüber ich sehr froh bin.
Ist es für Ottobock eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel?
Oliver Jakobi: Das kann man so sehen. Wir engagieren uns für den Nachwuchs allgemein. Auch über Südniedersachsen hinaus.
Spüren Sie bei Ottobock einen Fachkräftemangel?
Oliver Jakobi: Aktuell können wir noch gute Fachkräfte an uns binden. Ottobock ist für Fachkräfte ein attraktives Unternehmen. Wir sind so gesehen in einer komfortablen Situation. Allerdings wird es auch für uns immer schwieriger junge Talente ins Eichsfeld zu holen.
In welchem Bereich wünschten Sie sich mehr Unterstützung von Seiten der Politik?
Oliver Jakobi: Unsere Region muss weiterhin daran arbeiten die Bedingungen für attraktive Lebensumstände zu schaffen.
Wie geht es weiter bei Ottobock?
Oliver Jakobi: Wir sind mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden. Auch die Prognosen für das Jahr 2024 sind für Ottobock sehr positiv.
Versteht sich Ottobock immer noch als der „Konsolidierer“ im Markt?
Oliver Jakobi: Wir sind kein "Konsolidierer“ und haben uns so auch nie verstanden. Es gibt Länder, in denen wir nach wie vor Firmen zukaufen, wie zum Beispiel in den USA. Dort, wo wir aber unsere Netzwerke bereits aufgebaut haben, wollen wir profitabler werden. Wachstum muss eben auch finanziert werden. Man braucht eine gewisse Grundprofitabilität, um nicht nur Zuschauer im Markt zu sein.
In der Patientenversorgung versorgt Ottobock auch Kriegsopfer aus Konflikt-Regionen wie zum Beispiel aus dem Nahen Osten. Wie sehr profitiert Ottobock derzeit von den Krisen weltweit?
Oliver Jakobi: Wir sind eher gefordert und versuchen zu helfen, wo wir können. Wir haben zum Beispiel für die Ukraine sehr schnell mobile Einheiten zur Versorgung von Verwundeten zur Verfügung gestellt. Zudem investieren wir in den betroffenen Ländern, um Infrastruktur für orthopädietechnische Versorgungen von Patienten aufzubauen. So bilden wir Experten aus, die vor Ort die Versorgung übernehmen können. Bei Ottobock fühlen wir uns seit jeher den in Kriegen und Krisengebieten verwundeten Menschen verpflichtet. Das ist in der Gründungsgeschichte verankert und Teil unserer DNA.