Ramian Pfeiffer ist wegen des hohen Praxisbezugs nach seinem Bachelor an der Uni Magdeburg nach Göttingen gewechselt. Jetzt studiert er im zweiten Semester am Gesundheitscampus Göttingen Medizintechnik im Master. Bereits kurz nach der Aufnahme seines Masterstudiums ging er für ein dreimonatiges Betriebspraktikum nach Japan, einem der weltweit führenden Märkte im Bereich der Medizintechnik. Sein Ziel: der Medizinproduktehersteller Hitachi LTD in Tokio.
Bereits während seines Bachelorstudiums der Medizintechnik an der Universität Magdeburg vermisste Pfeiffer einen stärkeren Praxisbezug, den Mangel an dort ansässigen Medizintechnik-Unternehmen, aber auch die Annehmlichkeiten einer traditionellen Studierendenstadt. So begann er parallel sich in Deutschland auf die Suche nach einer für ihn geeigneteren Hochschule zu machen und im Ausland danach zu forschen, welches Unternehmen ihm Einblicke in das Berufsfeld eines Medizintechnik-Ingenieurs geben könnten.
Berufserfahrung in Ost-Asien
„Für mich stand schon lange fest, dass ich Erfahrungen in Ost-Asien sammeln wollte“, sagt Ramian Pfeiffer. So fiel die Wahl schnell auf Japan. Das Land sei kulturell sehr unterschiedlich zu europäischen Ländern, aber gleichzeitig im technischen Fortschritt vergleichbar, insbesondere im Bereich der Medizintechnik.“ Seine Wahl wurde auch durch persönliche Interessen bestärkt: „Wichtig war für mich auch, das Leben in einem völlig anderen Land näher kennenzulernen. Geschichte, Religion, Kultur und Architektur, Sehenswürdigkeiten wie Tempel und Schreine, aber auch die Menschen, ihre Sprache und die kulinarischen Genüsse waren ausschlaggebend für meine Wahl“, so der 25-Jährige. Besonders beeindruckt hat ihn die Popkultur Japans, beispielsweise mit seinen Themen-Cafés, bei denen er in Tokio wählen konnte zwischen Katzen-Cafés, Roboter-Cafés oder Popart-Cafés. Gerade die Welt der Mangas oder Animes gebe dort eindrucksvolle neue Einblicke.
Eine große Gelegenheit: Ein Praktikum bei Hitachi LTD
Über die Beziehungen einer seiner Professoren erhielt Pfeiffer schließlich die Gelegenheit, das Praktikum bei Hitachi LTD in Tokio zu absolvieren. Während dieser Zeit forschte er an LEDs und führte eigene Experimentierreihen durch, die er seinen Vorgesetzten vorstellen durfte. „Selbst als Praktikant fühlte ich mich als vollwertiges Teammitglied. Es bestand ein hervorragender Austausch untereinander und mein Betreuer hat sich sehr gut um mich gekümmert“, berichtet der Student.
Die Unternehmenssprache bei Hitachi war zwar Japanisch, dennoch verlief die Kommunikation für Ramian Pfeiffer reibungslos. Viele seiner Kolleg*innen sprachen Englisch – wenn auch nicht ganz so gut. Denn: Die japanische Bevölkerung verfüge mehrheitlich über nur geringe Englischkenntnisse: „Für eine Weltstadt wie Tokio fand ich das sehr überraschend“. Die Arbeitszeiten entsprachen in etwa den deutschen Gepflogenheiten – montags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr war der übliche Arbeitsrhythmus, wobei auch gelegentliche Überstunden vorkamen. „Diese Mehrarbeit gehört genauso wie in Deutschland in meinem Fachgebiet dazu. Die entspannte Unternehmensführung sowie der respektvolle Umgang innerhalb des Kollegiums haben mir die Arbeit erleichtert“, so der Medizintechnik-Student. „Anders als in vielen japanischen Unternehmen mussten die Mitarbeitenden bei Hitachi nicht so lange bleiben wie der Chef. Dies sei ebenfalls ein Indiz dafür, dass dem Medizintechnikhersteller daran gelegen ist, eine wertschätzende Unternehmenskultur zu führen, so Pfeiffer.
Das Eintauchen in die asiatische Kultur
Die Zeit in Japan war auch außerhalb seines Praktikums eine bereichernde Erfahrung für den interessierten jungen Mann. Er rät zukünftigen Praktikant*innen, die sich für das Land interessieren, sich vorab einen Grundwortschatz Japanisch in Sprache und Schrift anzueignen. „Selbst wenn die japanische Schrift nicht ganz leicht zu erlernen ist. Das erleichtert die Verständigung ungemein.“ Aber im Notfall seien die meisten Wegweiser noch einmal in Englisch ‚untertitelt‘“, erklärt Pfeiffer. Und verlaufe sich ein Ausländer einmal in der 20-Millionen-Metropole Tokio – brauche er keine Befürchtung zu haben, dass er in Gefahr gerät oder sich nicht verständigen kann. Die Japaner gelten trotz aller Introvertiertheit, die ihnen nachgesagt wird, als sehr hilfsbereit und das Land als äußerst sicher. Eine Übersetzungs-App solle man ohnehin immer parat haben.
Pfeiffer lobt auch das alltägliche Leben: „Ich habe im Studierendenwohnheim gewohnt, wo es zwar keine Kochmöglichkeit gab, ich konnte mich aber gut und günstig in der Kantine oder in japanischen Restaurants versorgen – meistens gab es statt Besteck Stäbchen“. Deren Handhabung sei mit ein wenig Übung kein Problem. Die Kontaktaufnahme zu den japanischen Studierenden gestaltete sich zunächst schwierig. Schließlich fand Pfeiffer über soziale Medien aber Zugang zu Menschen, die Englisch oder Deutsch lernen wollten und mit denen er die faszinierende Kombination von Japans historischen Stätten und seiner modernen Architektur erkunden konnte.
Bessere Berufsaussichten durch internationales Praktikum in boomender Medizintechnik-Branche
Als einzigen Wermutstropfen sieht der 25-Jährige die Verlängerung seiner Studienzeit, die durch das Praktikum unvermeidlich wurde. „Aber das war es mir wert, denn meine Berufsaussichten haben sich durch diesen Aufenthalt in der ohnehin boomenden Medizintechnik-Branche nochmals verbessert.“ Sein Resümee: „Ich kann jedem Studierenden nur raten, die Gelegenheit zu nutzen, während des Studiums ins Ausland zu gehen. Mit diesem Aufenthalt konnte ich meine fachlichen Kompetenzen und meinen kulturellen Horizont erweitern.“
Die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim / Holzminden / Göttingen bietet an ihren drei Standorten rund 50 Studienfächer an. Einer davon ist der Studiengang Medizintechnik, der am Gesundheitscampus Göttingen (GCG), einer Kooperation von HAWK und Universitätsmedizin Göttingen (UMG), studiert werden kann, dies sowohl im Bachelor wie auch im Master. Der GCG ist an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der HAWK verortet.