Business
Veröffentlicht am: 14.09.2025 11:49, Lesezeit: 3 Minuten

Sartorius fliegt aus dem DAX

Sartorius Campus Göttingen.

Der Göttinger Pharma- und Laborzulieferer Sartorius muss nach vier Jahren seinen Platz im deutschen Leitindex DAX räumen und steigt in den MDAX ab. Der Hauptgrund für den Abstieg von Sartorius aus dem DAX ist die deutlich gesunkene Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien des Unternehmens. Die Entscheidung der Deutschen Börse beruht auf der turnusgemäßen Neubewertung der Index-Zusammensetzung, die vierteljährlich erfolgt und sich am Börsenwert der frei handelbaren Aktien orientiert.

Nach Börsenaufstieg jetzt die News

Im September 2021 war Sartorius in den DAX aufgestiegen – getragen von der enormen Nachfrage während der Corona-Pandemie. Das Unternehmen lieferte essenzielle Produkte für die Impfstoffproduktion und erlebte einen rasanten Aufschwung. Doch dieser Boom war nicht von Dauer. In den Folgejahren kämpfte Sartorius mit hohen Lagerbeständen bei Kunden, einer Marktschwäche in China und einem deutlichen Rückgang der Nachfrage. Diese Faktoren führten dazu, dass sich der Aktienwert des Unternehmens in nur drei Jahren halbierte.

Aktie regiert mit Kursverlusten  

Der Abstieg aus dem DAX hat weitreichende Konsequenzen. Analyst Eduard Altmann beschreibt den Vorgang als „bitteren Gang in die zweite Liga“. Besonders betroffen sind institutionelle Anleger und Indexfonds. Fonds, die den DAX abbilden, müssen Sartorius aus ihren Portfolios entfernen – sogenannte ETF-Zwangsverkäufe. Investoren mit DAX-only-Strategien sind zum Verkauf gezwungen.

Zudem bedeutet der Wechsel in den MDAX einen Sichtbarkeitsverlust, da dieser Index weniger mediale und analytische Aufmerksamkeit erhält. Die Aktie reagierte bereits mit Kursverlusten auf die Nachricht – ein deutliches Zeichen für die angespannte Lage.

Von Marktbeobachtern wird der Abstieg als „nicht überraschend“ gewertet. Analysten hatten die Entwicklung bereits seit Wochen erwartet, weil die Kriterien für die Marktkapitalisierung nicht mehr erfüllt wurden.

Wiederaufstieg ist möglich

Trotz des Rückschlags sehen viele Analysten darin keinen endgültigen Tiefpunkt. Beispiele wie Continental zeigen, dass ein Wiederaufstieg möglich ist. Sartorius muss nun beweisen, dass das operative Geschäft auch ohne Pandemie-Sondereffekte tragfähig ist. Die Nachfrage nach Labor- und Pharmabedarf zieht laut aktuellen Zahlen wieder an – ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.

In Göttingen wird der DAX-Abstieg mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt äußerte sich laut StadtRadio Göttingen zurückhaltend: „Natürlich ist das ein Rückschlag für die Sichtbarkeit der Region auf dem Finanzparkett. Aber Sartorius bleibt ein starkes Unternehmen mit großer Innovationskraft.“

Auch aus der lokalen Wirtschaft kommen Stimmen der Zuversicht. Ein Sprecher der IHK Hannover, Geschäftsstelle Göttingen, sagte: „Der DAX-Status war ein Prestigegewinn, aber entscheidend ist die Substanz. Sartorius ist weiterhin ein bedeutender Arbeitgeber und Innovationstreiber in Südniedersachsen.“

Die Börse ist in Bewegung

Der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Grosse, der im Juli 2025 die Nachfolge von Dr. Joachim Kreuzburg antrat, bewertet den Abstieg im Gespräch mit der Presse nüchtern: „Börsenindizes sind immer in Bewegung. Der augenblickliche Marktwert anderer Unternehmen ist einfach stärker gestiegen. Das sagt nichts über unsere strategische Ausrichtung oder Innovationskraft aus.“ Der Abstieg aus dem DAX habe keine Auswirkungen auf die langfristige Wachstumsdynamik, die Innovationskraft und die Kundenorientierung von Sartorius.

„Wir bleiben ein wachsendes, innovatives Unternehmen mit klarer strategischer Ausrichtung auf die biopharmazeutische Forschung und Industrie“, so Grosse. 

Auch die Universität Göttingen und das benachbarte Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, mit denen Sartorius in Forschungsprojekten kooperiert, sehen keine unmittelbaren Folgen. „Unsere Zusammenarbeit basiert auf wissenschaftlicher Exzellenz, nicht auf Börsenwerten“, so ein Sprecher des Instituts.

Der Abstieg aus dem DAX markiert für Sartorius einen Wendepunkt – nicht das Ende. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Unternehmen seine Innovationskraft und Marktstellung auch unter veränderten Bedingungen behaupten kann.

Fotonachweis: Sartorius

AutorIn:


AutorIn

Hey, ich bin...

Redaktion

MEHR ARTIKEL
Baner
Mit vier Schlägen Vorsprung sicherte er sich den Sieg
BACK TO TOP