Golf Aktiv
Veröffentlicht am: 23.11.2025 10:33, Lesezeit: 2 Minuten

Nordhessens Jugendgolfer suchen den Anschluss

RegionNord Finale: (v.l.n.r.) Julius Pape, Leonie Lindner, Ben Luca Sajas (v.), Felix Riemann, Luis Krumpholz (v.) Henry Ruge, Carlo Ruge-Bloem, Bobby Blankenburg

Die Nachwuchsentwicklung und -förderung befindet sich auf Nordhessens Golfplätzen immer noch auf einem steinigen Weg. Nichtsdestotrotz haben vier Nachwuchsspieler aus dem Kurhessischen Golfclub in Oberaula, sowie drei aus dem Golfclub Kassel-Wilhelmshöhe, eine Spielerin aus Gudensberg und ein Spieler aus Lauterbach gemeinsam beim hessischen Challenge Finale in Friedberg gegen die Konkurrenz aus Süd, Mitte und West fast die Sensation geschafft. Nur um Haaresbreite wurde der erste Sieg in einem hessischen Challenge Tour Finale für die Region Nord verpasst.

Spannendes und förderndes Wettbewerbsprogramm für Nachwuchsgolfer

Der Hessische Golfverband hat mit der Jugend-Challenge Tour vor wenigen Jahren eine Jugendliga geschaffen, die es den Clubs erlaubt, ihren aktiven Kindern und Jugendlichen ein spannendes und förderndes Wettbewerbsprogramm anzubieten. Ein Konzept, das in der Tiefe bereits gute Erfolge zeigt, in der Breite aber besonders in der Golfregion Nordhessen noch mehr Engagement in den Clubs erfordert.

Stabileren sich die Zahlen der aktiven Golfspieler?

Die Zahl der Golfspielenden hat sich in Hessen bei rund 50.000 Mitgliedern weiter stabilisiert, und tatsächlich konnte der rapide Rückgang von aktiv golfspielenden Kindern und Jugendlichen während der 2010er Jahren wenigstens gebremst, wenn auch noch nicht wesentlich umgekehrt werden. Im Jahr 2024 waren in Hessen noch 3.763 Kinder und Jugendliche Mitglied in einem Golfclub.

Altersgerechte Turnier- und Spielerfahrung für Golfkids

Um diesen Golfkids, die sich größtenteils jenseits des Leistungssports der Landes-, Entwicklungs- und Förderkader der Golfverbände befinden, altersgerechte Turnier- und Spielerfahrung zu ermöglichen, hat der HGV bereits 2018 die Jugend Challenge Tour ins Leben gerufen.

Die hessischen Golfclubs wurden hierzu in die vier Regionen Nord, Süd, West und Mitte eingeteilt. Jeder teilnehmende Club trägt in seiner Region jährlich ein Jugendturnier für alle Kids in der Region aus, sodass den Kindern sieben bis zehn Spieltermine im Jahr auf unterschiedlichen Plätzen in der unmittelbaren Umgebung ihres Golfclubs angeboten werden. Die Jungen und Mädchen zwischen 8 bis 16 sammeln Erfahrungen im Turnierspiel, lernen verschiedene Plätze kennen und knüpfen clubübergreifend Kontakte mit Gleichgesinnten.

Die First Drive Tour für die jüngsten Golfer



Gespielt wird in drei Leistungsklassen: Für die jüngsten, die noch keine zehn Jahre alt sind und gerade erste Spielpraxis auf dem eigenen Platz gesammelt haben, gibt es die First Drive Tour. Diese Wertungsklasse wird jeweils über neun Loch mit vorverlegten Abschlägen und einem Maximum Score von 8 Schlägen pro Bahn gespielt.

Die Challenge 9 und 18 für die AK10

Für alle Kinder ab zehn Jahren sind die Challenge 9 und 18 eingerichtet. Gespielt wird handicaprelevant von regulären Abschlägen. Kinder mit HCPI von 54-36 spielen über neun Loch.  

Junggolfer und -golferinnen mit HCPI 36 und besser spielen 18 Loch-Runden. Damit dabei keiner auf einem fremden Platz verloren geht, ist in den 9 Loch Runden bei jeder Spielergruppe ein erwachsener Betreuer dabei. Um Punkte in der Mannschaftswertung zu bekommen, müssen mindestens drei Spieler eines Clubs in der jeweiligen Klasse teilnehmen. 

Die Region Nord: Hessens Jugendgolf-Diaspora?

In Region Nord sind - nach dem Rückzug des Golfclub Waldeck - jetzt noch die Golfclubs in Lauterbach, Bad Wildungen, Oberaula, Gudensberg, Bad Arolsen und Kassel eingeteilt. Der Norden ist bezogen auf die Teilnehmerzahl von den vier hessischen Regionen mit Abstand die kleinste Liga und nimmt an der Challenge Tour auch erst seit 2022 teil.

Hier zeigt sich, dass es den von urbaner Umgebung geprägten Golfclubs um die Metropolen Frankfurt und Wiesbaden natürlich sehr viel leichter fällt, junge Nachwuchsgolferinnen und -golfer zu begeistern und zu binden, als das es den Clubs in einem eher ländlichen Raum gelingen kann. Das liegt nicht zuletzt an der für die Kinder leichteren Erreichbarkeit der Anlagen zu Trainings- und Wettkampfterminen, aber natürlich auch am demographischen Einzugsbereich.

Lieber Fußball als Golf?  

Während auf dem Land nach wie vor am liebsten „gebolzt“ wird, wird das Sportangebot in und um die Städte diversifizierter wahrgenommen. Wenn es dann in einem Sportclub, gleich welcher Art, schon eine aktive Abteilung mit 100-200 anderen Jugendlichen gibt, dann birgt das für die Kinder viel mehr Attraktivität und Ansporn, regelmäßig zum Training zu erscheinen, als bei einem Club mit einer handvoll Jugendlichen, während der Rest der schlägerschwingenden Menschen dort gefühlt älter zu sein scheint als Oma oder Opa.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Golf wachsen

Zum Ende des vergangenen Jahres verzeichneten die fünf Golfclubs von Lauterbach bis Bad Arolsen zusammen knapp über 100 Kinder und jugendliche Mitglieder. Der Golfclub Kassel steuerte mit seinem deutlich größeren städtischen Einzugsgebiet noch mal 82 Jugendspieler zum „Bestand Nord“ bei. Ein Gesamtkontingent, dass die Clubs in Frankfurt, Neuhof, Hof Hausen und Bad Homburg allesamt allein in der eigenen Jugendabteilung locker übertreffen.

Die Jugendabteilungen in den Clubs zum Erfahrungs- und Spielaustausch zusammenzubringen, muss in der Region Nordhessen also noch wichtiger sein als anderswo.

Wie lief die Jugend-Challenge dieses Jahr im Norden?

Bis zum Vorjahr waren die Junggolfer aus dem kurhessischen Oberaula drei Jahre lang siegreich in der Challenge 9 mit Handicap 36 und höher. Allerdings konnte der Jugendwart Sperling bis dahin meist nur einen oder zwei Spieler in der 18 Loch-Klasse aufstellen, wo auch mindestens drei Spieler für die Mannschaftswertung erforderlich sind.

Da auch die Clubs in Lauterbach und Gudensberg meist nur einzelne Spieler meldeten, und so keine Mannschaft bilden konnten, gewann das Team aus Kassel den Challenge 18 Mannschaftstitel zweimal relativ einfach, allein schon aufgrund der vollständigen Teilnahme an allen Turnieren.

Zu Beginn der Saison 2025 starteten die Jungen aus Oberaula dann fast alle mit inzwischen erreichten Handicaps von knapp über 36 in der 18 Loch Challenge und wurden so erstmals zur Konkurrenz für die Kasseler. 

Kassel dominiert die Challenge 9

In Oberaula rückten hingegen aber bislang keine jungen Spieler in der Challenge 9 nach. Somit blieb es in der gerade abgelaufenen Saison in dieser Klasse bei einem Duell zwischen den jüngsten aus Kassel und Gudensberg, welches der Stadtclub mit fünf Siegen - trotz einer Niederlage auf eigenem Platz - für sich entschied.

Kopf an Kopf in der Challenge 18

In der prestigeträchtigen Challenge 18 entwickelte sich im Laufe der 2025er Saison von Spieltag zu Spieltag ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kids aus Kassel und Oberaula: Kassel gewann in Lauterbach, Oberaula in Bad Wildungen, Kassel siegte im eigenen Heimspiel deutlich, Oberaula holte sich den Sieg in Gudensberg.

Nach Kassels Sieg in Bad Arolsen, mussten die Oberaulaer im eigenen Heimspiel am letzten Spieltag gewinnen, um wieder Punktgleichheit erreichen zu können. Das war mit Platzkenntnis und Heimvorteil zwar gut vorstellbar, aber bei Gleichstand entscheiden die Schläge und auch hier lag Wilhelmshöhe durch die guten Heimspielergebnisse mit zehn Schlägen im Vorteil.

Zwei Schläge brachten den Sieg für den Golfclub Oberaula

Auf dem eigenen Platz zeigte der Oberaulaer Nachwuchs dann, was mit Teamgeist und Motivation möglich ist. Maximilian Bechtel brachte das Team Oberaula mit 63 Nettoschlägen (bei einer 89er Runde) auf Tuchfühlung mit den Gästen, Ben-Luca Sajas umrundete den Platz mit einer 90 (74 Nettoschläge) und Loris Schenk steuerte mit Netto 69 ebenso eine Unterspielung bei.

Im Kasseler Team gab es eine 69 von Maximilian Fels und eine 74 von Carlo Rüge-Bohm. Das drittbeste Kasseler Nettoergebnis brachte Henry Ruge mit 75 zurück. In der Addition reichte es so tatsächlich um zwei Schläge für die Mannschaft aus Oberaula, um den Pokal der Challenge 18 Nord erstmals auf dem heimischen Puttinggrün in die Luft strecken zu können.

Leistungssprung während der sechs Spieltage der Ligasaison

Erfreulicher Effekt des Ligakonzeptes bis hier hin: Bei den zwischen 11 und 14 Jahren alten Jugendspielern beider Teams zeigte sich ein bemerkenswerter Leistungssprung im Laufe der sechs Spieltage der Ligasaison.

Mit Starthandicaps von knapp unter 36 am Jahresbeginn erreichten zum Beispiel Janis Hüge und Bobby Blankenburg (beide vom Golfclub Kassel) am Ende der Saison einen HCPI von knapp über 16. Luis Krumpholz und Maximilian Bechtel aus Oberaula konnten sich den Bereich um HCP20 runter spielen und Ben-Luca Sajas erreichte in der Spitze am Jahresende sogar ein neues Handicap von 13,4.

The Race to Friedberg: Team Nord im Regionen-Vergleich

Zum Abschluss der Challengetour dürfen die Besten aus jeder Region dann im großen CT-Finale gegeneinander antreten. In diesem Jahr hatte der Goflcub Friedberg 71 Kinder und Jugendliche zum Finale eingeladen.

Heftiger Regen und starke Windböen erschwerten die Bedingungen für alle Teilnehmenden am Spieltag erheblich. Die Jüngsten starteten wiederum mit vorverlegten Abschlägen zum First Drive Finale. In dieser Altersklasse spielen die Clubteams noch einmal direkt gegeneinander.

Mit dem Golfclub Lauterbach war zum ersten Mal überhaupt ein Team aus der Region Nord zum First Drive Finale qualifiziert. Der Sickendorfer Golfnachwuchs - das waren Liv, Henri, Finn, Emely Jolie und Nora - kam am Ende auf den sechsten Platz.  

First Drive Sieger 2025 wurden die Kids aus Frankfurt vor dem Nachwuchs aus Wiesbaden Main Taunus.

Im Team für die eigene Region

Im Challenge Tour Finale hingegen werden die Clubbande ganz bewusst aufgebrochen, denn es treten nicht die Clubs, sondern die Regionen gegeneinander an. Während der Saison konnten alle Teilnehmenden mit ihren Einzelergebnissen Ranglistenpunkte sammeln. Im CT-Finale bilden die sieben besten der AK14 Netto-Rangliste und die zwei besten SpielerInnen der AK16 Bruttorangliste das gemeinsame Team für ihre Region.

Jeweils neun Spieler pro Region bilden so drei Einzel und drei Vierer. Pro Spieler beziehungsweise Paarung werden zwei Matches im Lochspielformat über neun Loch ausgetragen. Der Sieg bringt den Punkt, all square nach neun Loch teilt den Punkt. Für jede Region sind so maximal 12 Punkte zu gewinnen.

Die Kids aus dem Norden auf Augenhöhe mit dem „Rest von Hessen“

Der Norden galt zunächst klar als Außenseiter. Mit Henry, Bobby (AK16) und Carlo (1. Netto AK14) bildeten die drei Kasseler die Einzelspieler, während Luis und Ben-Luca, Felix und Maxi jeweils aus Oberaula und schließlich Leonie aus Gudensberg mit Julius aus Lauterbach den Norden in den Vierern vertraten.

Henry und Carlo konnten ihre Einzel der ersten Runde gewinnen, Ben Luca/Luis gewannen ihr Vierermatch. Mit den 3 drei Punkten für Nord lag man am Mittag einen halben Punkt hinter der Region Mitte auf Platz 3.

Die Region Süd stellte mit einem starken Auftakt bereits 4,5 Punkte dagegen und der Westen schien mit nur einem Punkt bereits abgeschlagen. In der zweiten Runde gewannen Henry und Bobby ihre Einzelmatches. Auch Ben-Luca und Luis holten den zweiten Teampunkt. Felix/Maxi teilen den Punkt und brachten die Region Nord auf Platz 2 mit insgesamt 6,5 Punkten.  

Der Challenge Tour Finalsieg ging an?

Die führende Region Süd hatte bis dahin nur zwei weitere Punkte einspielen können, sodass es vor den beiden letzten Matches sogar zum Gleichstand an der Spitze kam. Julius und Leonie mussten sich aber im Match gegen die in der zweiten Runde stark zurückgekommene Region West geschlagen geben, während die Region Süd das letzte Match des Tages holte und so mit einem Punkt knapp den Challenge Tour Finalsieg aus dem letzten Jahr verteidigen konnte. Für die Region Nord blieb der hervorragende zweite Platz vor den Regionen Mitte und West (je 5 Punkte).

Das insgesamt durchaus ausgeglichene Gesamtergebnis attestiert der Region Nord demnach eine erfreuliche Leistungsentwicklung bei den jungen Stammspielern. Das ist zu einem großen Teil auch der Verdienst von Eltern, Betreuern und Jugendbeauftragten, die in den Clubs für die Logistik und Organisation des Trainings- und Wettkampfbetriebes viel Zeit und Engagement mitbringen.

Was ist in den Clubs zu tun?

Aber auch bei weiterhin bester Förderung: Es wird nicht mehr als vier bis fünf Jahre dauern, bis die heute noch jungen Talente - bestenfalls vom Jugend- in den Erwachsenenkader -„entschwinden“.  Nicht zuletzt im Sinne der eigenen Mitgliederentwicklung ist es eine wichtige Aufgabenstellung in den nordhessischen Clubs um die Stadt Kassel herum, verstärkt Konzepte zu erstellen und anzubieten, die mehr junge Familien in ihrem lokalen Umfeld ansprechen und die auch bei den Jüngsten die Lust auf das Spiel mit dem kleinen Ball wieder entfachen. 

 

Fotonachweis: Vicky Sajas

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