Eine internationale Studie mit über 1.100 PatientInnen zeigt: Die intravenöse Behandlung von Eisenmangel bei Herzinsuffizienz ist sicher und weist einen Trend zu einem klinischen Nutzen auf. Der kombinierte primäre Endpunkt aus Klinikeinweisungen und kardiovaskulärem Tod war um 21 Prozent reduziert, verfehlte jedoch knapp die statistische Signifikanz. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Studien. Eine gleichzeitig veröffentlichte Metaanalyse mit über 7.000 Betroffenen bestätigt diesen Trend.
Kann eine intravenöse Eisengabe das Risiko senken?
Die FAIR-HF2-Studie, eine multizentrische, randomisierte klinische Studie, finanziert vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), ist im März im renommierten Fachjournal JAMA erschienen. Die Studie wurde vom Arzneimittelunternehmen CSL Vifor kofinanziert, was darüber hinaus die Bereitstellung und europaweite Distribution der Studienmedikation übernahm. Untersucht wurde, ob eine intravenöse Eisengabe mit Eisencarboxymaltose das Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche oder kardiovaskulären Tod bei PatientInnen mit Herzinsuffizienz und Eisenmangel senken kann.
Durchgeführt wurde die Studie unter Leitung von Prof. Dr. Stefan D. Anker vom Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) und Prof. Dr. Mahir Karakas vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf war rechtlicher Sponsor der Studie.
Jede/r zweite Herzschwäche-PatientIn hat Eisenmangel
Eisenmangel ist bei Herzinsuffizienz weit verbreitet und betrifft etwa die Hälfte der PatientInnen. Ein unzureichender Eisenhaushalt kann die körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität erheblich einschränken und ist mit einer ungünstigeren Prognose verbunden.
Vor diesem Hintergrund sollte die FAIR-HF2-Studie klären, ob eine gezielte Behandlung des Eisenmangels bei Herzinsuffizienz auch einen Einfluss auf das Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche und kardiovaskuläre Komplikationen hat.
Über 1.000 Menschen aus sechs europäischen Ländern
An der Studie nahmen 1.105 Menschen mit stabiler Herzschwäche und Eisenmangel aus sechs europäischen Ländern teil. Um den Eisenmangel festzustellen, wurden zwei Laborwerte herangezogen: der Ferritinwert, der die Eisenspeicher im Körper anzeigt, und die Transferrinsättigung, die zeigt, wie viel Eisen im Blut tatsächlich für wichtige Prozesse wie die Blutbildung oder den Energiestoffwechsel zur Verfügung steht.
Als Eisenmangel galt entweder ein niedriger Ferritinwert (unter 100 Nanogramm pro Milliliter) oder, wenn die Transferrinsättigung unter 20 Prozent lag, ein Ferritinwert zwischen 100 und 299 Nanogramm pro Milliliter. Die PatientInnen wurden im Durchschnitt über einen Zeitraum von etwa 17 Monaten medizinisch begleitet.
Ergebnisse: gut verträglich, Hinweise auf Nutzen
Die Behandlung senkte die Zahl der kardiovaskulären Todesfälle oder der ersten Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 21 Prozent. Diese Reduktion war statistisch jedoch nicht signifikant. Auch bei der Subgruppe mit besonders niedrigem Eisenstatus (Transferrinsättigung unter 20 Prozent) zeigte sich kein klarer Nutzen. Die Therapie wurde insgesamt gut vertragen, schwere Nebenwirkungen waren nicht häufiger als in der Placebogruppe.
„Mit FAIR-HF2 und der neuen Metaanalyse bestätigen wir die bestehenden Klasse-I-Leitlinienempfehlungen für die Behandlung von PatientInnen mit Herzinsuffizienz und Eisenmangel mit Eisencarboxymaltose“, sagt Prof. Anker. „Ziel ist es, Symptome und Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Zahl der Klinikeinweisungen zu senken. Auch wenn FAIR-HF2 den primären Endpunkt knapp verfehlt hat, liefert die Studie wichtige Erkenntnisse zur Definition von Eisenmangel und zur gezielten Eisengabe bei Herzinsuffizienz.“
Zusätzliche Analyse zeigt Wirkung auf Klinikaufenthalte und Sterblichkeit
Eine gleichzeitig in Nature Medicine veröffentlichte internationale Metaanalyse unterstreicht die klinische Relevanz der Ergebnisse: Die Analyse fasst Daten aus sechs randomisierten Studien mit insgesamt über 7.000 PatientInnen zusammen, darunter FAIR-HF, CONFIRM-HF, AFFIRM-AHF, IRONMAN, HEART-FID und FAIR-HF2. Die neue Auswertung zeigt, dass die intravenöse Eisengabe das Risiko für wiederholte Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz sowie für kardiovaskulären Tod signifikant reduziert – insbesondere im ersten Jahr nach Beginn der Behandlung. Damit liefert FAIR-HF2 einen Beitrag zur aktuellen Evidenzlage und zur Beantwortung bisher offener Fragen, etwa zum optimalen Zeitpunkt und zur Dosierung der Therapie.
Wichtiges Puzzleteil bei Herzschwäche
„FAIR-HF2 ist ein wichtiges Puzzleteil, das unser Verständnis zur Rolle von Eisen bei Herzschwäche erweitert. Durch die gemeinsame Analyse mit anderen Studien in der Metaanalyse wird deutlich, dass die Therapie vor allem im ersten Jahr nach Behandlungsstart klinisch wirksam sein kann“, sagt Prof. Dr. Tim Friede, Direktor des Instituts für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Principal Investigator im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Er ist der verantwortliche Statistiker der FAIR-HF2-Studie und Letztautor der Metaanalyse.
An der Rekrutierung der Studie waren über 40 Institutionen aus Deutschland, Polen, Portugal, Italien, Ungarn und Slowenien beteiligt, darunter mehrere DZHK-Standorte wie Berlin, Göttingen und Hamburg/Kiel/Lübeck. Die Daten wurden über die klinische Forschungsplattform des DZHK erhoben. (UMG gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.)