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Fusion in der Warteschleife

Stand immer zur PGA Tour, findet aber, dass alle guten Golfer auf einer Tour zusammen spielen müssten: Der Nordire Rory McIlroy.
Alt-Star Phil Mickelsen ist eines der Aushängeschilder der LIV Tour.

Es war eine Knallermeldung am 6. Juni vergangenen Jahres: Die eigentlich verfeindeten Golf-Touren PGA Tour und LIV Tour gaben bekannt, dass sie fusionieren wollen. Mit im Boot auch eine weitere große Tour: Die DP World Tour, ehemals European Tour.

Lange waren die großen Golf-Organisationen PGA Tour und DP World Tour mit der aus Saudi-Arabien finanzierten LIV Tour verfeindet. Regelmäßig hatten sich die Verantwortlichen mit Vorwürfen und Klagen überzogen. Auf eine versöhnliche Lösung hatte nichts hingedeutet. Doch im vergangenen Jahr kam dann die 180-Grad-Wende.

Ein kleiner Personenkreis hatte geheime Verhandlungen mit der Saudi-Seite begonnen, ohne andere einzuweihen. Zu dem, was vereinbart wurde, war wenig bekannt. Außer dieses: LIV Golf Chairman Yasir Al-Rumayyan soll Vorstandsvorsitzender einer noch zu gründenden Firma werden, in die er Unmengen an saudischem Geld investieren will. Die PGA Tour bringt ihren Namen und ihre Expertise mit und erhält die Mehrheit der Vorstandsposten.

Nicht glücklich über die geplante Fusion waren zunächst vor allem die Spieler der PGA Tour und der DP World Tour. Hatten sie doch konsequent dem Ruf des Geldes widerstanden (siehe Hintergrund) und waren ihren Touren treu geblieben. Das scheint nun Geschichte zu sein. „Ich fühle mich betrogen!“ sagt beispielsweise PGA Tour Golfer Wesley Bryan (34). Auch andere PGA Tour Spieler kritisierten den Deal, darunter der zweimalige Major-Sieger Collin Morikawa oder Michael Kim. Auf den Punkt brachte es der Südkoreaner Byeong Hun An: „Ich vermute, die LIV-Macher hatten Schwierigkeiten, Sponsoren zu finden. Und die PGA Tour konnte das Geld nicht ablehnen. Eine Win-Win für die beiden Touren. Aber es ist eine große Niederlage für alle, die die PGA Tour in den vergangenen zwei Jahren verteidigt haben.“

Alan Shipnuck, einer der führenden amerikanischen Golf-Journalisten, zog aus der Faktenlage einen simplen Schluss. Er schrieb auf Twitter: „Um es höflich zu sagen: Der saudische Investmentfonds hat die PGA Tour gekauft.“

Ganz anders sah das logischerweise Jay Monahan, der Commissioner der PGA Tour. Der verteidigte seinen 180 Grad Kurswechsel. „In den letzten Jahren hat es viele Spannungen gegeben. Aber heute geht es darum, zusammenzukommen, um den Golfsport unter einem Dach zu vereinen”, so Monahan bei der Vorstellung der geplanten Fusion im vergangenen Jahr.

Eigentlich war der Zeitplan der, dass man bis zum Jahresende 2023 alles Organisatorische über die Bühne gebracht haben wollte und in 2024 mit einer gemeinsamen Tour an den Start gehen wollte. Doch daraus ist bislang nichts geworden.

 

Meinung geändert

Ihre Meinung zur Fusion haben inzwischen zahlreiche Golfprofis geändert. „Die Aufteilung des zwischen der PGA Tour und LIV Golf ist unhaltbar und wird langfristig niemandem nützen“, sagte beispielsweise Rory McIlroy (34) im Frühjahr dem Golf Magazine. Der vierfache Major-Champion sagte, dass es entmutigend sei, dass die besten Golfer die meiste Zeit des Jahres auf getrennten Touren spielten: „Es muss eine Korrektur geben.“ Aushängeschilder der LIV Tour sind beispielsweise Jon Rahm, Brooks Koepka und Phil Mickelsen.

Inzwischen ist McIlroy etwas genervt davon, dass die Verhandlungen über eine Fusion ins Stocken geraten sind. „Wir sind wahrscheinlich noch weit davon entfernt, aber ich hoffe, dass wir es in Zukunft schaffen, das Spiel zu vereinen und die besten Spieler wieder zusammenzubringen“, so der 34-Jährige.

Die Gespräche zwischen der PGA Tour und LIV Golf hatten sich in die Länge gezogen und die PGA Tour hat im Januar einen Investitionsvertrag über 3 Milliarden Dollar mit einem Konsortium von US-Sportteambesitzern namens Strategic Sports Group (SSG) abgeschlossen.

Man darf gespannt sein, wie es jetzt weitergeht…

 

 

Hintergrund:

2022 war die LIV Tour als „Gegen-Tour“ zur PGA Tour entstanden. Finanziert wurde sie mit zwei Milliarden Euro aus dem Public Investment Fund (PIF), einem saudi-arabischen Staatsfond, dessen Vorsitzender der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist. PIF ist beispielsweise auch Investor in den englischen Premier League, dort finanziert man Newcastle United.

Die Turnier-Preisgelder für die Golfer lagen zwischen 120.000 und vier Millionen Euro im Fall eines Sieges – mehr, als bei PGA-Turnieren gezahlt wird. Die Golfer wurden zudem mit Handgeldern von mehr als 100 Millionen Euro gelockt. Rory McIllroy sollen angeblich 850 Millionen Euro angeboten worden sein, damit er auf der LIV Tour spielt. McIllroy dementierte allerdings diese Meldung. Er lehnte es grundsätzlich ab, in die LIV Tour zu wechseln und blieb bei der PGA Tour. Mehr als 50 Golfer folgten aber dem verlockenden Angebot, darunter Masters-Gewinner wie Bryson DeChambeau, Sergio Garcia und Martin Kaymer.

Die US-amerikanische PGA-Tour schloss die Profis, die in die LIV Tour wechselten, für die Teilnahme an ihren Turnieren aus.

Autor: Karsten Knödl
Fotonachweis: TourProGolfClubs, minds-eye
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