Die Medizin lässt ihn nicht los. Das wusste Prof. Dr. Jörg Plum schon vor seinem Abschied Ende März als Chefarzt der Klinik für Nieren- & Hochdruckerkrankungen ganz genau. Der 67-jährige Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie (Nierenerkrankungen) arbeitet seit 1982 als Mediziner, davon die letzten 22 Jahre am Klinikum Kassel.
Der Dreiklang moderner Medizin
„Prof. Plum beherrscht den Dreiklang, der für eine zeitgemäße Medizin wichtig ist: Medizinische Kompetenz – insbesondere im Bereich der Nierenheilkunde. Menschlichkeit, die eine Vertrauensbasis mit seinen PatientInnen bildete. Und Interdisziplinarität, sodass seine PatientInnen von den Möglichkeiten des Klinikum Kassel bestmöglich profitieren konnten. Wir danken ihm sehr für seine engagierte Arbeit in den letzten Jahrzehnten“, sagt Dr. Michael Knapp, Vorstandsvorsitzender der Gesundheit Nordhessen.
Vom Standortarzt bei der Bundeswehr zum Chefarzt am Klinikum Kassel
Prof. Dr. Jörg Plum ist im westfälischen Kamen aufgewachsen und hat in Bochum und Düsseldorf Medizin studiert. Nach zwei Jahren als Standortarzt bei der Bundeswehr, in der er vor allem mit hausärztlichen Tätigkeiten beschäftigt war, verfolgte er seine medizinische Karriere in den 80er- und 90er Jahren an der Universitätsmedizin Düsseldorf weiter. Zuletzt war er dort als Leitender Oberarzt an der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie tätig. Seit dem Jahr 2000 hat er eine außerplanmäßige Professur der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit März 2003 ist Prof. Plum Chefarzt am Klinikum Kassel.
Jörg Plum war bereits als Schüler naturwissenschaftlich interessiert. Er verfolgt bis heute den wissenschaftlichen Fortschritt aufmerksam und wollte seine PatientInnen immer an neuen Entwicklungen teilhaben lassen. „Die Dialyse war die erste künstliche Organersatztherapie, die es gab“, berichtet er. Das fand er als junger Arzt hochspannend und er machte das Thema auch zu einem seiner beruflichen Schwerpunkte.
Dialyse konsequent weiterentwickelt
Prof. Plum hat in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten die Nierenersatztherapie am Klinikum Kassel weiterentwickelt. „Man kann die Dialyse sehr unterschiedlich krankheitsangepasst durchführen“, erklärt er. Es gehe immer darum, für die jeweilige gesundheitliche und persönliche Situation die beste Lösung zu finden und mit den PatientInnen umzusetzen.
Von der akuten Hämodialyse bei Nierenversagen auf der großen Dialysestation des Klinikums über die kontinuierlichen Dialyseverfahren auf den verschiedenen Intensivstationen bis hin zur Heimdialyse, zum Beispiel als Bauchfelldialyse, bietet die Klinik vielfältige Möglichkeiten an.
Und dennoch: „Die langfristig beste Nierenersatztherapie ist die Nierentransplantation“, sagt Prof. Plum. Für diese Option arbeitet die Klinik unter anderem mit der Universitätsmedizin Göttingen zusammen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Nierenerkrankungen wichtig
PatientInnen, die eine Nierenersatztherapie benötigen, werden oft auch in anderen Fachbereichen des Klinikum Kassel behandelt. „Nierenversagen ist eine häufige Komplikation bei schweren Erkrankungen oder nach komplizierten Operationen. Häufiger bleiben DialysepatientInnen chronisch krank. Sie profitieren daher sehr vom breiten Angebot eines Maximalversorgers“, so Plum. Als Nierenspezialist hat er die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Klinikum Kassel besonders schätzen gelernt.
Rund 90.000 Menschen medizinisch begleitet
In den langen Jahren seiner Tätigkeit am Klinikum Kassel behandelte Prof. Plum mit seinem Team über 90.000 PatientInnen. Dem scheidenden Chefarzt sind viele Menschen in Erinnerung und langem Kontakt geblieben, denn die Arzt-Patienten-Beziehung dauert in seinem Fach teils Jahrzehnte. Als Mediziner erinnert er sich natürlich auch an die schweren Fälle, denen er helfen konnte.
Zum Beispiel Personen mit seltenen rheumatischen Vaskulitiden, die ohne schnelle Diagnose und Therapie zum sicheren Tod geführt hätten. PatientInnen mit schweren Autoimmunerkrankungen – auch auf anderen Fachgebieten wie Neurologie oder Innere Medizin – konnten zum Beispiel von so genannten Aphereseverfahren (eine besondere Form der Antikörperentfernung aus dem Blut) profitieren. Mit Freude denkt er auch an eine junge Frau, die ihr Leben lang eine Nierenersatztherapie/Transplantation benötigen wird und in gemeinsamer Betreuung mit dem KfH Nierenzentrum so gut eingestellt werden konnte, dass sie unter Dialysebehandlung Mutter dreier Kinder werden konnte. Eine Seltenheit, weiß der erfahrene Arzt zu berichten.
Medizin wird auch weiter Teil seiner Zukunft sein
„Ich wollte bei aller wissenschaftlicher Begeisterung immer mit Menschen im Kontakt sein“, sagt der 67-jährige Chefarzt, der mit seiner Frau seinen Lebensmittelpunkt weiter in Kassel haben wird. Zwei erwachsene Kinder studieren inzwischen. Jetzt stehen im Ruhestand auch Hobbys wie das Basteln mit Elektronik, Fotografie oder Astronomie auf dem Programm. Auch die Fliegerei als Privatpilot ist ein lang gehegter Traum, dem Prof. Plum nun mehr Zeit widmen kann. Ein Ruhestand als Arzt kommt für ihn aber nicht infrage. Seine Position am Klinikum Kassel gab er zum 1. April gern an Dr. Alexander Reshetnik, der von der Charité Berlin nach Kassel kommt, ab. Im KfH Nierenzentrum, ganz in der Nähe des Klinikums, wird Prof. Plum jedoch in begrenztem Umfang weiter tätig sein, denn: „Medizin ist ein Teil meiner Lebensqualität“, sagt er.