
Die aus Singapur stammende Shannon Tan gewinnt das Amundi German Masters. Die einzige Station der Ladies European Tour (LET) auf deutschem Boden gastierte auf dem Nord Course der Green Eagle Golf Courses. Neun Schläge unter Par reichten der 21-Jährigen am Ende zum knappen Sieg. Die Nürtingerin Helen Briem unterliegt mit nur einem Schlag mehr und wird damit Zweite. Carolin Kauffmann erringt mit dem geteilten Rang 8 und zwei unter Par ihre erste Top Ten Platzierung in ihrer LET-Karriere und Esther Henseleit war mit einem Ergebnis von -1 und Platz 10 nicht ganz zufrieden.
Das mit 300.000 Euro dotierte Damenturnier ist erst in diesem Jahr kurzfristig nach Winsen bei Hamburg umgezogen und ersetzt dort die European Open als neues Turnier-Highlight für die deutschen Golffans. Der Green Monster genannte Nordkurs der Green Eagle Anlage erlebte 12.500 Zuschauer in den vier Tagen der Turnierwoche.
Einstimmung und Spaß für Henseleit und Co. beim Pro-Am
Schon am Mittwoch vor dem Turnier gab es beim traditionellem Pro-Am Turnier erste Eindrücke vom Können der Damen. 90 geladene Gäste, Sponsoren und Hobbygolfer prüften den anspruchsvollen Platz mit jeweils einer Spielerin in der Gruppe.
„Man sieht einfach, welch unfassbar tolles Golf die Ladies spielen,“ stellte Schauspielerin Rebecca Kunikowski fest, „die haben Schläge drauf, das ist der Wahnsinn.“
Am Ende der Runde gelang ihr, wie unter anderem auch Komiker und Golfer aus Leidenschaft Mike Krüger, sogar ein Birdie. Für Henseleit, Briem und Co. war das Pro-Am eine willkommene Einstimmung auf das 72 Loch Turnier.
Briem nach Runde 1 auf Platz 1
Zur ersten Runde am Donnerstag herrschten wechselhafte, aber weitgehend windarme Bedingungen. Helen Briem benötigte einige Löcher, um in ihr Spiel zu finden, lieferte dann aber sechs Birdies und beendete die erste Runde mit starken -5 zusammen mit Alice Hewson aus England, Ellinor Südow (Schweden) und Amelia Garvey aus Neuseeland auf dem geteilten Spitzenplatz.
Esther Henseleits erster Auftritt bei ihrer zweiten Teilnahme am Amundi German Masters wurde mit Spannung erwartet. Die aktuell 21. der Weltrangliste startete vielversprechend mit zwei Birdies und beendete die erste Runde dann auch mit 2 unter Par auf Rang 15, schlaggleich mit Titelverteidigerin Alexandra Försterling.
Südow: „Es war ein richtig guter Geburtstag.“
Am zweiten Tag gab es deutlich mehr Wind und schwierigere Fahnenpositionen. Helen Briem verteidigte ihre Spitzenposition mit drei Birdies am Beginn der Runde und weitgehend soliden Back Nine zu 8 unter Par. Die Schwedin Südow feierte ihren Geburtstag ebenso bei einer 70er Runde und hielt mit Briem gemeinsam weiter T1. Mit einer bogeylosen 69 und insgesamt -7 trat Shannon Tan, 117. der Weltrangliste, dann zur Halbzeit erstmals in der Führungsriege auf.
Esther Henseleit hatte selbst das Gefühl, deutlich besser als am Vortag gespielt zu haben und belegte nach zwei 71er Runden vor dem Movingday einen geteilten achten Platz.
„Mal gucken, wie das Setup ist, ob wir den Platz ein bisschen länger am Wochenende spielen werden. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn das der Fall ist. Ich glaube, ich bin in guter Position und habe das Gefühl, dass ich wirklich eine Chance habe, am Ende ganz oben zu stehen“, hoffte Henseleit im Interview gegenüber den Veranstaltern.
Neun Golferinnen aus Deutschland besser als der Cut
Unter den insgesamt 132 Starterinnen befanden sich erfreulicherweise 17 deutsche Golferinnen, von denen neun den Einzug in die Finalrunden bei einem Cut von +3 schafften. Am Samstag teeten aus deutscher Sicht dazu noch Charlotte Back, Celina Sattelkau (875), Leonie Harm (468), Patricia-Isabel Schmidt (344) und Laura Fünfstück (276) auf. (In Klammern die aktuellen Platzierungen in der Weltrangliste.)
Langweiliges Golf am Samstag?
Sieben Birdies und zwei Bogeys empfand Shannon Tan am Samstag, als für sie tatsächlich langweiliges Golf, was aber so gedeutet werden sollte, dass Tan in dieser Runde selbst bei Lagen abseits des Fairways immer einen gut spielbaren Ball vorfand. Die 68, die am Ende auf ihrer Scorekarte stand, katapultierte die Singapurerin mit 4 Schlägen Abstand vor der Finalrunde an die Spitze des Leaderboards. Mit ebenso 68 Schlägen fand sich plötzlich Hannah Screen auf Platz 2, während Helen Briem mit einer Par-Runde die -8 halten konnte.
Im direkten Vergleich mit Tan in der gleichen Gruppe äußerte sie sich nach der Runde enttäuscht: „Es war sehr unglücklich. Ich mache zwei Bogeys und sie zwei Birdies, und plötzlich ist sie vier Schläge weg. Ihre Putts sind reingegangen, meine sind teilweise über die Kante gelaufen.“
Eine weitere 68 mit sechs Birdies und einem Bogey brachte auch Carolin Kauffmann, gegenwärtig Platz 619 der Weltrangliste), auf -7 in aussichtsreiche Startposition für den finalen Sonntag. Esther Henseleit hatte Pech auf Bahn 12, als der Schlag ins Grün etwas zu lang geriet und in eine schwierige Lage rollte. Ein Wendepunkt im Momentum, wie sie später zu Protokoll gab. Die Runde: Eins über. Der Rang: geteilter zehnter Platz.
Briem, Kauffmann, Henseleit. Deutsches Trio jagt die Spitzenreiterin
Bei strahlendem Sonnenschein waren die Naturtribünen am Nord Course am Sonntag voll besetzt. Und wieder einmal zeigte sich, dass der Finaltag seine ganz eigenen Gesetze hat. Kurzum, drei über Par und Riesenglück, dass der Drive auf der 18 nicht ins Wasser rollte, reichten Shannon Tan zu ihrem zweiten LET-Titelgewinn.
Bei Hannah Screen reihte sich Bogey an Bogey, während ihr Ball mit der markanten Blümchenmarkierung in der TV-Übertragung immer öfter neben dem Fairway eingeblendet wurde. Eine 83 versetzte die Engländerin auf den geteilten 19. Platz.
Helen Briem gab alles, um doch noch mit Tan gleichzuziehen. Die Birdieputts an 17 und 18 wollten aber nicht fallen, sodass es wieder bei einer 73 blieb. Mit dem zweiten Platz ist die 19-Jährige allerdings hochzufrieden.
„So viele Zuschauer habe ich jedenfalls noch nie bei einem Turnier erlebt. Vor allem an den Schlüssellöchern waren extrem viele Leute. Wenn bei den letzten Par 3s so viele Leute dabei sind, ist der Adrenalinschub noch größer. Es war ein einmaliges Erlebnis. Wenn man nicht gerade selbst am Ball ist, kann man es genießen. Es ist wieder ein solides Resultat. Ich bin sehr zufrieden mit den letzten Wochen. Wir haben an den richtigen Stellschrauben gedreht. Jetzt freue ich mich auf mein erstes Major“, berichtete Briem später im Interview.
Carolin Kauffmann stand ihre Nervosität auf den ersten Neun ins Gesicht geschrieben. Ein paar unglückliche Bogeys und ein Doppelbogey endeten in 78 Schlägen und mit dem geteilten achten Platz. Auch Esther Henseleit konnte sich am letzten Tag nicht mehr steigern. Viele Putts sind unglücklicherweise nicht gefallen. 75 Schläge waren es am Ende und damit -1 zum geteilten 10 Platz. Charlotte Back und Celina Sattelkau wurden mit +1 geteilte 19.
Weitere Platzierungen der deutschen Spielerinnen:
- T26. Leonie Harm (+2)
- T39. Alexandra Försterling (+4)
- T46. Patricia Isabel Schmidt (+6)
- T54. Laura Fünfstück (+8)