Golfplätze sind ein Erlebnis. Immersiv noch dazu. Sie vereinen sportliche Herausforderungen mit weiten Parkanlagen und zeigen: Platzlayouts sind eine Kunst für sich. Da formt sich nach und nach jedoch zweifelsohne die Frage, was die Plätze der Zukunft wirklich ausmachen…
Kann sich die langbewährte Tradition halten oder passt sich der Sport den Bedürfnissen der jüngeren Generationen an?
Moderne Golfplätze mit Ziel
Weltweit gibt es rund 35.000 Golfplätze. Allein davon sind etwa 1.050 hier in Deutschland. Wer den Blick nach Nordhessen und Südniedersachsen wirft erkennt schnell: Die Anlagen hier in der Region sind ebenso vielfältig und lassen Sportlerherzen schneller schlagen. Knifflige Bunker, idyllisch platzierte Wasserhindernisse und die Fahne ein klitzekleiner flatternder Punkt am Horizont.
Fakt ist jedoch: Moderne Plätze sehen nicht nur schön aus. Sie sind eine Formel aus Strategie, intensiver Planung und sorgfältiger Pflege. Sie greifen Kriterien auf, welche aktiv auf den Spielfluss eingreifen und für Vielfalt sorgen.
Der US-Architekt Dr. Michael Hurdzan sagte dazu: „Ein Golfplatz ist eine räumliche Anordnung von Spielbahnen auf einem Stück Land mit festgelegten Startpunkten und bestimmten Zielpunkten.“
Es ist rudimentär zusammengefasst. Eine Definition, die eine Begrenzung schafft. Dabei sorgen variable Abschlagpositionen, unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und abschwechslungsreiche Bahnfolgen mit „Shot Value“ für die Herausforderung, welche Amateur und Pro gleichermaßen im Sport halten.
Ein Wechselspiel aus Trends und Tradition
Die erste 18-Loch-Runde wurde historisch gesehen 1764 eingeführt. Der erste datierte Golfplatz sogar 1552; damit gehört der Old Course in St. Andrews in Schottland übrigens zu den ältesten Plätzen der Welt. Danach folgten etliche weitere.
Sie alle unterscheiden sich von ihrem Aufbau, von ihren Arealen und ihren Layouts. Heute zählt vor allem eines: Bei der Gestaltung und Länge der Bahn sollte jeder Schläger im Bag gebraucht werden. Was bei einer Geländeanalyse beginnt, eine Machbarkeitsstudie evaluiert und Eigenschaften wie Bodenbeschaffenheit, strategische Eignung und umwelttechnischer Einschränkungen einbezieht, endet nicht direkt mit einer Zeichnung auf dem Papier. Daten und Analysen werden zu einer eigenen Kunstform.
Ob Thomas Himmel aus Deutschland, der mit Gefühl für Ästhetik und den Spielverlauf nachhaltige Konzepte entwirft, welche einen starken Fokus auf die Interpretation von klassischen Golfdesigns mit der Natur legt, oder voranpreschende Büros wie CDP Golf. Wobei das Trio um Clayton, DeVries und Pont gewiss keine Amateure in der Architektur sind und „Royal Dublin“, „The Addington“ und viele mehr zu ihrem Portfolio zählen dürfen. Dabei zeigen sie, wie das „Golden Age“ Design auf moderne Elemente trifft.
Tom Doak bringt dagegen Minimalismus, natürliche Linienführung und moderne Designs auf den Punkt: „Der Platz sollte für Golfer aller Spielstärken spielbar sein, aber dennoch schwierig genug, um auch die besseren Spieler zu interessieren. Der Platz sollte die gegebene Topografie optimal berücksichtigen und alle künstlichen Elemente sollten sich nicht aufdringlich in die Landschaft einfügen.“
Tradition erfindet sich also nicht neu. Sondern formt sich mit der Zeit.
Nachhaltigkeit als Kernfaktor auf dem Golfplatz
Die Zukunft zeigt, dass es um die Integration von ökologischen Schutzgebieten, blühenden Roughflächen und naturnahen Wasserzonen geht. Die sportliche Herausforderung verbindet sich nahtlos mit dem Landschaftsbild.
Die Designs tragen neben der Spielbarkeit auch eine ökologische Verantwortung. Die Arbeit mit Sensoren, Drohnen und automatisierten Systemen sorgen für Effizienz im Alltagsgeschehen. Das Layout prägt mit seinen Tees, den Fairways und dem Grün das Spielerlebnis. Roughs, Bunker und Wasserflächen betten sich natürlich in die Landschaft. Alles wirkt stimmig. Ein Par-3, folgt auf ein Par-4 und Par-5. Die Formen sind natürlich, Winkel bringen Spannung ins Spiel und mit jedem Element werden Spieler – besonders wenn sie risikoreiche Lösungen nutzen – Vorteile geboten, die unterschiedlich genutzt werden können.
Architekten nutzen also nicht nur ihre Kreativität im ästhetischen Sinne. Der Golfplatz von Morgen steht unter Kritik. Besonders, wenn Umwelt- und Klimaschutz Kernfaktoren werden. Plätze müssen zukunftssicher werden – und ökologisch tragfähig. Als Reaktion passen sich auch die Layouts an.
Das Bundesamt für Naturschutz äußert: „Mit insgesamt rund 48.000 Hektar Fläche, haben Golfplätze ein großes Potenzial für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.“
Universitäten wie die TU München untersuchen zusammen mit dem Deutschen Golf Verband e.V. wie Golfplätze die Biodiversität unterstützen können – und vor allem, wie der Ist-Zustand auf den deutschen Plätzen ist. Maßnahmen in dem gemeinsamen Projekt „GolfBiodivers“ ist beispielsweise der Insektenschutz.
Moderne Plätze zeigen: Designs können nicht nur ein Austragungsort des Sports sein, sondern auch zu Beispielen, die sich für die ökologische Nachhaltigkeit einsetzen. Statt Pestizide werden von Greenkeepern biologische Mittel gegen Schädlinge und Pilze eingesetzt. Alles geht Hand in Hand.
Golfplätze gehen mit dem Wandel der Zeit. Reagieren auf die Bedürfnisse ihrer Spieler, auf Umweltfaktoren und suchen nach Lösungen, um Layout, Taktik und Natur zu vereinen. Architekten und Clubs zeigen bereits, wie aus reinen Spielflächen geplante Anlagen werden, die Strategie, Natur, Intelligenz im Spiel und Gestaltungskunst an einem Ort zusammenbringen.